Zugegeben, ich wollte heute eigentlich kein Beitrag veröffentlichen. Zu gross ist die Gefahr, dass dieser am heutigen Tag als 1. Aprilscherz gedeutet wird.
Es ist mir aber ein Anliegen euch ein Kunstwerk aus der Stilrichtung “Commented Minimal Pixel Art”* (CMPA) zu präsentieren. Dieser Kunststil verwendet minimale Strichführungen und arbeitet mit möglichst wenigen Farben. Als Hilfsmittel kommt meist ein elektronisches Medium zum Einsatz, was erst die typischen Pixel im Kunstwerk ermöglicht aber auch andere Hilfsmittel wie Fingerfarben, Stein, Papier oder gemahlene Weissdorn Wurzel können verwendet werden. Die Herausforderung bei CMPA ist es, ein Thema mit wenigen, abstrakten Strichführungen und Flächen zum Ausdruck zu bringen.
Bei CMPA wird jedes Bild mit einem Begleittext versehen, welcher das Bild beschreibt und die Überlegungen des Künstlers dem Betrachter gegenüber erläutert. Dieser wiederum hat die Möglichkeit seine Sicht des Bildes ebenfalls zu kommentieren, so ausführlich wie es ihm beliebt. Dabei wird nur die eigene Interpretation wiedergegeben, ohne auf den Begleittext des Künstlers oder auf einen der Vorbetrachter einzugehen oder diese gar zu bewerten.
In diesem Sinne präsentiere ich euch mein erstes CMPA Kunstwerk: Der andächtige Schwan
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Begleittext zum Bild: “Der andächtige Schwan”
Der violette Schwan nimmt eine zentrale Rolle auf dem Bild ein. Es war mir ein Anliegen diesen sehr prominent zu gestalten um seine Ausdruckskraft zur Geltung zu bringen. Der Schwan schwimmt im Zürichsee, etwa auf der Höhe Bellevue, Opernhaus und schaut Richtung Tiefenbrunnen. Sein Kopf ist leicht nach hinten geneigt, da er dieser soeben aus seiner Feder-Reinigungs-Position emporhob. Diese Position gib dem Schwan für einen sehr kurzen Augenblick eine andächtige Gestalt, die aber soeben im Begriff ist, gleich wieder zu verschwinden.
Die schwarze Umrandung des Schwans symbolisiert seinen Kontrast zum Zürichsee, dieser wiederum wird mit den drei blauen Flächen angedeutet. Die blaue Fläche links oben lässt klar erkennen, in welcher Stadt sich die Szenerie abspielt. Die blaue Fläche unten in der Mitte symbolisiert das Kino am See, welches durch den Schwan durchzogen wird. Diese Verzerrung der beiden Ebenen bringen zum Ausdruck, wie Kino-Fiktion mit der Realität verwoben ist. Die blaue Fläche rechts oben im Bild ist eine Werbetafel die Werbung für Kondome macht. Die Werbung selbst sieht man nicht, da das Sujet nicht aus dieser Perspektive zu sehen ist.
Zwischen der oberen rechten und der unteren blauen Fläche, erkennt man gut eine weitere kleine blaue Umrandung. Spannend daran ist, dass man diese Umrandung eigentlich gar nicht sehen darf, da diese den Autofokus einer Kamera repräsentiert, welche gerade auf den Hals des Schwans fokussiert. Diese Kamera wird durch eine Passantin gehalten, welche sich in der beige Menschenmenge am unteren Rand befindet.
Der grüne Kreis zeigt sehr schön die untergehende Sonne über dem Zürichsee. Die grünen Striche, welche über das ganze Bild verteilt sind, repräsentieren die “tanzenden Lichter” die auf der Augennetzhaut entstehen, wenn wir zu lange in die Sonne schauen.
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"Der andächtige Schwan" von Daniel Schurter steht unter einer Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz.
* CMPA ist ein Idee von Daniel Schurter (1. April 2012) und hat das Ziel, Kunst für alle zu ermöglichen, losgelöst von alten Denkmustern oder Instanzen die versuchen zu definieren was als Kunst zu gelten hat. Ob diese Idee nur als 1. Aprilscherz verstanden werden will oder sich über dieses Datum hinaus retten kann, wird sich zeigen 🙂