Sternstunde Religion – Abdel-Samad und Mouhanad Khorchide

Sternstunde Religion mit dem Politikwissenschaftler und Buchautor Hamed Abdel-Samad und dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide.

Als Grundlage der Diskussion dient das Buch: Der islamische Faschismus: Eine Analyse von Hamed Abdel-Samad. Ich kann das Buch wärmstens empfehlen!

Kommentar von Uwe Lehnert aus Blasphemieblog

Wer den Islam, wie er sich uns täglich präsentiert, besser verstehen will, der schaue sich unbedingt das hier erwähnte Streitgespräch zwischen dem Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad und dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide an. Es ist ein informativer und fairer Schlagabtausch unter Intellektuellen, wie er selten zu beobachten ist.

Abdel-Samad erklärt in nachvollziehbarer Weise, warum er den Islam für eine faschistische Ideologie hält. Er bezieht sich dabei keinesfalls nur auf den »Islamischen Staat«, sondern begründet seine Auffassung mit Kernaussagen des Koran. Khorchide hält dagegen mit seiner Interpretation des Islam als einer Religion der Barmherzigkeit. Seine Auslegung des Islam gehen m.E. aber völlig vorbei an der Problematik, die diese Religion in der heutigen Welt darstellt. Seine Form von spirituellem und moralischem Denken repräsentiert nicht den aktuellen politischen Islam in Deutschland und weltweit. Der sympathische Khorchide wäre wohl eines der ersten Opfer der Vertreter des sog. Islamischen Staates, würde er sich dorthin wagen.

Nach den umständlichen Begründungen des Herrn Khorchide, dass der Koran im Kern angeblich friedlich sei, frage ich mich, weshalb es überhaupt eines Buches aus dem 7. Jahrhundert bedarf, um uns Moral zu predigen. Die Antwort dürfte wohl in der Natur der meisten Menschen liegen: Es ist ihr Bedürfnis nach Spiritualität in Form des Glaubens an eine eingebildete höchste Macht, und es ist das Korsett der täglichen Rituale, das Sicherheit gibt und dem Leben Orientierung und Struktur.

Zum Schluss hält Abdel-Samad ein eindrucksvolles Plädoyer für die Freiheit des Denkens.

Nach diesem aufklärenden Gespräch hat sich meine resignative Einsicht weiter gefestigt: Eine humanistische Weltanschauung dürfte wohl für die meisten Menschen – jedenfalls auf lange Zeit noch – eine intellektuelle und emotionale Überforderung darstellen.

Die Einschätzung von Uwe Lehnert kann ich uneingeschränkt teilen.
Herr Khorchide versteht den Islam als barmherzige und tolerante Religion, in der Gewalt nur im historischen Kontext zu verstehen sei. Herr Abdel-Samad argumentiert darauf, der barmherzige Islam dürfe dann aber auch nur im historischen Kontext betrachtet werden, da diese Passagen zur selben Zeit verfasst wurden.

Das Grundproblem: “welcher Islam?” kommt bei dieser Diskussion stark zum tragen, zu unterschiedlich sind die Interpretationen zum Islam in der Welt, um von “dem Islam” sprechen zu können.

Während Herr Abdel-Samad anhand von Fakten die Probleme aufzeigte, mit der der Koran die Fragen des 21. Jahrhunderts zu beantworten versucht, schien mir Herr Khorchide mehr mit der Metawelt des Korans beschäftigt zu sein. Dies kann ich einerseits nachvollziehen, da er den spirituellen Islam gegenüber dem politischen Islam bevorzugt. Andererseits hätte ich dann von einem Islamwissenschaftler gerne einen Vorschlag gehört, wie der Koran schlussendlich redigiert werden müsste, um diesen an die Moderne anzupassen.

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