Die Zukunft findet ohne Ticket statt

Quelle: tagesanzeiger.ch

Künftig muss man nicht mehr ans Billett denken. Die SBB arbeiten an einem landesweiten System, mit dem Bahn-, Tram- und gar Seilbahnfahrten automatisch abgerechnet werden.

Es sieht aus wie eine etwas dick geratene Kreditkarte, das universelle drahtlose elektronische Ticket. Neben einem Computerchip enthält es eine Antenne und eine winzige Batterie. Mit dem E-Ticket in der Tasche wird man Züge, Trams und Busse benützen, ohne ans Billett oder ans Abonnement denken zu müssen. Sensoren in den Wagen registrieren, welche Wege wir zurücklegen, indem sie die E-Tickets aller Personen an Bord erfassen, sobald die Türen zu sind. Am Monatsende kommt die detaillierte Abrechnung, genau wie beim Telefon.

Soweit so gut…

Als erste Etappe sieht SBB-Experte Garcia ab 2014 die Ablösung der heutigen Abonnemente durch die «ÖV-Karte» der neuen Technik. Die Erfassung der Wege würde zunächst noch nicht automatisch vorgenommen: Die Reisenden weisen bei der Kontrolle statt ihres Abonnements die Karte vor, die der Kondukteur kontaktlos ablesen könnte, sein rotes mobiles Terminal wird dann dafür eingerichtet sein.

In einer nächsten Phase, frühestens ab 2018, würden Sensoren in den Wagen über Funk automatisch die Daten aller Passagiere abfragen, die Chipkarten könnten in den Taschen bleiben. Den Entscheid dafür müssten wiederum die SBB, die Transportunternehmungen, Tarifverbünde und der Verband der öffentlichen Verkehrsunternehmen (VÖV) fällen.
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Die Technik ist klar: Einmal täglich senden die Geräte in den Wagen die erfassten Daten an eine Zentrale. Dort werden die Daten ausgewertet und wird die Abrechnung erstellt; auf der Karte werden keine Tarifdaten gespeichert. Der Prozess findet nicht in Echtzeit statt, es ist also unmöglich, den Aufenthaltsort einer Person festzustellen.

Nicht in Echtzeit? Die Transportunternehmen verzichten tatsächlich auf den Zugriff der Daten in Echtzeit? Ich vermute dahinter eher die Taktik, dieses System mit diesem “Ausschluss” Salonfähig zu machen um später die Verfügbarkeit der Daten in Echtzeit still und leise einzuführen.

Der Vorteil der automatischen Billettkontrolle für die Kunden: Haben sie ihre Karte bei sich, brauchen sie nicht mehr ans Lösen von Billetten zu denken. Validieren, das heisst mit einem Guthaben aufladen oder mit einem Abonnement, lässt sich die Karte bequem via Internet oder an Automaten. Wer nicht will, dass eine Zentrale über seine Wege Buch führt, kann eine anonyme Karte gegen Vorauszahlung benützen.

Nach Erfahrungen bei Verkehrsverbünden in Deutschland tun das laut Kalbermatter aber weniger als ein Prozent der Kunden. Die meisten vertrauen darauf, dass die Daten – wie die Daten der Handybenützung – vertraulich behandelt werden. Die Datenschützer haben Richtlinien erlassen, an die sich die Verkehrsunternehmen halten werden.

Diesen verspricht das E-Ticketing grosse kommerzielle Vorteile. Neben den neuen Tarifmodellen und Bonussystemen (die jedoch nicht zusammen mit dem E-Ticket eingeführt werden sollen) wird der Aufwand für den Unterhalt der Verkaufsautomaten und die Verarbeitung des Geldes reduziert, die Billettkontrolle geht viel schneller, das System kann sogar selber erkennen, ob Leute mit ungültigen Tickets im Wagen sind.

Schön das es Menschen gibt, die einem Profit orientiertem Unternehmen soviel Vertrauen im Umgang mit persönlichen Daten zutrauen. Offensichtlich gehöre ich einer Minderheit von unter einem Prozent an, die nicht darauf vertrauen, dass solche Unternehmen nicht Mittel und Wege suchen werden aus solchen Daten Kapital zu schlagen. Dabei muss nicht einmal die Absicht einer Vermarktung der persönlichen Daten im Vordergrund stehen. Beispiele aus der Vergangenheit zeigten immer wieder auf, dass ein ungenügender Zugriffsschutz zur Bekanntgabe der Daten führen kann.

Solange es die Möglichkeit gibt anonyme E-Ticketing Karten zu benutzen werde ich diese Technik nur in diesem Umfang benutzen.

Und ja, ich habe einiges zu verbergen!
Zum Beispiel will ich nicht irgendwelchen Unternehmen oder Personengruppen bekanntgeben, wo ich letzten Dienstag zwischen 21:00 und 21:45 Uhr gewesen bin.

Denn wenn solche Daten gespeichert werden, werden diese auch benutzt, sonst würden diese Daten nicht gespeichert werden.

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