Quelle: tagesanzeiger.ch
Dominque In-Albon, Anfang 2007 haben Sie im Wallis in allen kantonalen Dienststellen die Möglichkeit von Telearbeit eingeführt. Warum?
Es kam der Wunsch von Mitarbeitenden, Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. 2006 haben wir uns entschieden, ein Pilotprojekt mit acht Mitarbeitern zu starten. Schliesslich muss man mit der Zeit gehen. Das Pilotprojekt ist derart erfolgreich ausgefallen, dass wir es nahtlos übernommen haben.
Es wird auch Zeit, dass man “Home Office” endlich ernst nimmt und dies je nach Branche und Aufgabe dem Mitarbeiter als Option anbietet. Bei meinem alten Arbeitgeber war es üblich, dass ich einen Tag pro Woche dies machen konnte. Der Kontakt beschränkte sich zwar auf Mail, IM und Telefon, aber dies war kein Nachteil, denn ich konnte mich voll und ganz auf meine Kerntätigkeit und alles ohne Ablenkung konzentrieren.
Gewerkschaften kritisieren unter anderem die soziale Isolation von Telearbeitern. Wie verhindern Sie diese?
Einerseits werden die Vorgesetzten darauf aufmerksam gemacht, die Telearbeiter bewusst stärker zu integrieren. So will man verhindern, dass sie vom Team ausgeschlossen werden. Wir haben aber auch klare Richtlinien. Telearbeiter müssen mindestens ein Arbeitspensum von 50 Prozent haben. Ausserdem dürfen sie nicht mehr als die Hälfte der Arbeitszeit von zuhause aus arbeiten.
50% finde ich auch vernünftig und könnte zudem den täglichen Rush-Hour-Wahnsinn extrem mindern. Es macht heutzutage wirklich keinen Sinn mehr, dass ein Systemadministrator zwei Stunden Arbeitsweg in Kauf nehmen muss, nur um dann den ganzen Tag vor einem Computer sitzen zu können – genau so wie zu Hause.
Wie kann die Arbeitsleistung überwacht werden?
Wir setzen auf Vertrauen. Wir sehen den Mitarbeiter zwar nicht, könnten aber anhand von den Resultaten überprüfen, was er leistet.
Wer den ganzen Tag in der Firma chattet oder Facebook geöffnet hat, arbeitet auch heute schon nicht. Dementsprechend dürfte auch das Arbeitsergebnis dürftig sein. Schlussendlich muss am ende des Tages, bzw. zum entsprechenden Termin die Arbeit in der gewünschten Qualität erledigt sein, dass “wie” und “wo” kann da IMHO eine untergeordnete Rolle spielen.
Gibt es weitere Vorgaben?
Es ist natürlich nicht das Ziel, dass Telearbeiter zuhause nebenher ihr Kind betreuen.
Dies wird kommen. Mal schnell das Kind in den Kindergarten fahren und um 12 Uhr wieder abholen, einkaufen um 15:45 Uhr, waschen um 17:05 Uhr.
Dafür wird dann bis 20:35 Uhr gearbeitet, da um 9:00 Uhr am darauf folgenden Tag Abgabetermin ist.
…Es versteht sich auch von selbst, dass man sich nicht im Pyjama an den Computer setzt.
Natürlich 🙂
Werden Sie nun von Anträgen überrannt?
[…]
Bis jetzt haben wir 32 Telearbeiter auf über 3000 Mitarbeiter.
Das sind 32 Personen weniger, die den Pendlerverkehr tagtäglich belasten…