Man mag Quentin Tarantino oder man hasst ihn. Diese Einschätzung dürfte bei seinem neuen Film “Inglourious Basterds” wie die Faust aufs Auge zutreffen. Zart besaitete Gemüter seien gewarnt: Der Film ist brutal und der Zuschauer wird förmlich in einen Strudel der Gewalt mitgerissen.
Auf der anderen Seite gibt es komplexe und lange, ja sehr lange Dialoge, die mit Sarkasmus, Bosheit und Häme durchzogen sind. Christoph Waltz, der die Rolle des Oberst Hans Landa spielte, legte eine Meisterleistung der Schauspielkunst ab. Sein Sadismus und die damit verbundene Schlauheit machten diese Rolle extrem komplex. Auch Til Schweiger der Hugo Stiglitz spielte überzeugte. Vor allem in der Szene in der Taverne wo Hugo Stiglitz über Minuten hinweg Dieter Hellstrom (August Diehl) anstarrte, hatte ich Tränen vor Lachen in den Augen (Die ganze Zeit mit der Marco Polo Karte auf der Stirn). Brad Pitt, der Leutnant Aldo Raine spielte, hatte was leicht versifftes und seine Affinität die Nazis skalpieren zu müssen, gab dem Film erst die nötige Portion Tarantino-Wahnsinn.
Sonja und ich sprachen danach noch lange über den Film und wir sind uns einig, dass die Kameraführung gelungen war und teilweise – im positiven Sinne – von der Norm abwich. Als Shosanna Dreyfus (Mélanie Laurent) von den beiden Uniformierten aufgefordert wurde von der Leiter herunter zu kommen und in das Fahrzeug zu steigen, gab es eine interessante Aufnahme der beiden Soldaten im Vordergrund, dazwischen Shosanna Dreyfus mit ihrem Kino und im Hintergrund das kleine Cafe.
Freunde der korrekten Wiedergabe der geschichtlichen Ereignissen werden enttäuscht sein. Tarantino hat sein eigenes Ende konstruiert und zwischendurch bekam man das Gefühl, dass er so etwas wie eine persönliche Vendetta mit Inglourious Basterds schaffen wollte.