AKW-Chef denkt über die Schliessung von Mühleberg nach

Quelle: tagesanzeiger.ch

Herr Gasche, was bedeuten die neuen Auflagen des Atominspektorats Ensi konkret für das AKW Mühleberg?
Urs Gasche: Die Auflagen sind streng. Es wird nicht trivial sein, sie zu erfüllen. Zunächst bedeuten sie einen hohen Arbeitsdruck für unsere Spezialisten, die Lösungen ausarbeiten müssen. Positiv ist, dass das Ensi bestätigte, dass es keine Sicherheitsbedenken gibt, die eine Sofortabschaltung nötig machen.

Der Stolperstein könnte der Umstand sein, dass das Ensi für die Notsysteme des AKW zusätzlich zur Aare eine alternative Kühlwasserzufuhr fordert.
Ich persönlich vermute auch, dass die Lösung dieses Problem die grösste Herausforderung wird. Es geht dabei nicht bloss um die Erfüllbarkeit der Auflage.

Um was noch?
Es kann sein, dass wir zwar zum Schluss kommen, dass das Problem mit der alternativen Kühlwasserzufuhr technisch lösbar ist, aber die nötige Investition zu hoch wäre.
[…]
Wir wissen heute noch nicht, ob sich die geforderten Investitionen selbst dann nicht mehr lohnen, wenn das KKW die erwartete Lebensdauer erreicht. Sie beträgt noch zehn bis zwölf Jahre. In dieser Zeit muss das investierte Kapital zurückfliessen, sonst ist die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben.

Im Klartext heisst dies: Sie schliessen nicht mehr aus, dass Sie das AKW vorzeitig abschalten, weil sich die Investitionen schlicht nicht mehr lohnen?
Ja, ich kann heute nicht mehr ausschliessen, dass wir das KKW aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig abschalten.

Diese Kosten-Nutzen-Analyse zeigt doch hier klar auf das es sich nicht rechnet ein AKW mit einem mangelnden Sicherheitsstandard weiter betreiben zu lassen. Was ich einfach nicht begreifen kann ist, dass die Notwendigkeit einer alternativen Kühlwasserzufuhr nicht schon vor Fukushima ersichtlich gewesen war oder wurde vielleicht nicht bewusst ein vorhersehbares Risiko heruntergespielt um nötige Investitionen nicht tätigen zu müssen?

Wenn Sie das AKW heute stilllegen müssten: Wäre es bereits amortisiert?
Das ist nicht so einfach zu beantworten. Klar ist aber: Die Fonds für die Stilllegung des KKW sind noch nicht voll, weil sie jährlich geäufnet werden und weil man nicht mit einer so frühen Stilllegung rechnete. So gesehen hätten wir Verluste, wenn das KKW jetzt abgeschaltet würde.

Wie viel Geld fehlt?
Das kann ich nicht spontan sagen.

Die Fonds sind noch nicht voll? Die offizielle Stilllegung des AKW Mühleberg war auf 2012 geplant, also 40 Jahre nach dessen Inbetriebnahme. Fehlt also das Geld in den Fonds von einem Jahr oder wurde in der Vergangenheit die Zurückstellungen vernachlässigt und alle Hoffnung auf eine Betriebsverlängerung gesetzt? Weiss Herr Gasche nicht wie viel Geld in den Fonds fehlt, weil es viel oder sehr viel sein könnte und bedient er sich eines taktischen Manövers um eine Laufzeitverlängerung zu rechtfertigen?

Bald wird das Ensi auch entscheiden, ob der Kernmantel ersetzt werden muss oder nicht. Das würde eine halbe Milliarde kosten. Ist es ausgeschlossen, dass sie ihn ersetzen würden?
Ich kann diese Frage nicht abschliessend beantworten. Aber gerade auch im Kontext der neuen Auflagen, die ja auch Investitionen auslösen, müssten wir die Wirtschaftlichkeit schon sehr gut prüfen, falls der Ersatz des Kernmantels nötig würde. Allerdings stellt sich dann umgekehrt die Frage, ob, wenn wir all diese Investitionen tätigen, eine Verlängerung der Lebensdauer des KKW über die erwartete Lebensdauer hinaus möglich wäre.

Warum sollte man einer Verlängerung der Betriebsdauer in Erwägung ziehen falls der Kernmantel ersetzt wird? Ist es nicht so, dass bei einem defekten(!) Kernmantel das AKW schon lange hätte stillgelegt werden müssen und das die Betriebsdauer des AKW Mühleberg von Anfang an auf 40 Jahre begrenzt war? Mir scheint es so, als rechtfertigt ein “intakter” Kernmantel eine längere Betriebsdauer eines AKW’s und das es hingegen völlig normal ist mit einem “defekten” Kernmantel die geplante Betriebsdauer auszuschöpfen. Zudem bringt ein neuer Kernmantel nicht wirklich viel, denn die Bauart des AKW Mühleberg entspricht nicht mehr den heutigen Sicherheitsbestimmungen unabhängig davon das diese Technologie nicht zu beherrschen ist, mit fatalen Folgen für Mensch und Umwelt.

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